Wie die Cloud zu mehr Nachhaltigkeit in Unternehmen beitragen kann

Cloud-Computing kann Firmen dabei helfen, ihre Ressourcen effizienter zu nutzen und ihre CO₂-Emissionen zu reduzieren. Die Cloud-Provider können ihre Rechenzentren viel nachhaltiger betreiben als ein einzelnes Unternehmen. Aber es gibt auch eine Falle.

Bis 2030 will Deutschland den Ausstoß von CO₂ und anderen Treibhausgasen um 65 Prozent reduzieren, um die Zielvorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen. Bis 2045 soll das Land klimaneutral sein. Die Wirtschaft will größtenteils mitziehen: Vier von fünf deutschen Unternehmen haben sich Klimaneutralität ebenfalls auf die Fahnen geschrieben, so die TÜV-Sustainability-Studie 2022.

Eine zentrale Rolle bei der Erreichung dieses Ziels wird die Digitalisierung spielen, da sind sich Experten und CIOs einig. 90 Prozent der Unternehmen, die bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie haben, integrieren darin laut einer Bitkom-Umfrage technologische Lösungen. Ein entscheidender Baustein dafür ist die Cloud: Mehr als 70 Prozent der deutschen Firmen gehen laut Bitkom davon aus, dass Cloud-Computing für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz sorgen kann.

Effizientere Prozesse und ressourcenschonender Betrieb

Effizientere Prozesse und ressourcen-schonender Betrieb

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen hilft die Cloud, Prozesse im Unternehmen effizienter zu gestalten. Der einfache Zugriff auf Daten kann Datensilos beseitigen und Workflows vereinfachen. Der ortsunabhängige Zugriff auf Applikationen und Dienste ermöglicht die Remote-Arbeit, etwa im Homeoffice. All das senkt den Energieverbrauch und damit den CO₂ -Ausstoß.

Zum anderen ermöglicht der Umstieg in die Cloud einen ressourcenschonenderen Betrieb der IT selbst. Denn in einem On-Premises-Rechenzentrum sind rund um die Uhr eine ausreichende Kühlung und Stromversorgung notwendig, damit Server laufen, Storage bereitsteht, das Netzwerk arbeitet und Anwendungen laufen.

Optimale Auslastung und deutliche Einsparungen bei Emissionen

Auch die Server eines Cloud-Anbieters benötigen natürlich Energie und Kühlsysteme. Aber die großen Anbieter können ihre riesigen Rechenzentren deutlich effizienter betreiben als ein einzelnes Unternehmen – und dabei die Ressourcen optimal auslasten. Diese Infrastruktur teilen sich die Kunden – ähnlich wie bei Car-Sharing-Diensten oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Sie abonnieren Server, Speicher und Netzwerke dann als Infrastructure-as-a-Service (IaaS).

Das sorgt für deutliche Einsparungen bei den CO₂ -Emissionen, wie die Unternehmensberatung Accenture in einer Studie feststellt. Durch die Migration von Unternehmen in die Cloud können weltweit insgesamt 59 Millionen Tonnen CO₂-Abgase eingespart werden. Das wäre derselbe Effekt wie 22 Millionen Autos, die von den Straßen genommen werden.

Was das für ein einzelnes Unternehmen heißt, hat eco errechnet, der Verband der Internetwirtschaft: Mit dem Wechsel zu einem professionellen Cloud-Anbieter kann ein Unternehmen bis zu 80 Prozent Strom im Vergleich zu einer lokalen Infrastruktur sparen.

Wie Rechenzentren den CO₂-Fußabdruck verkleinern

Aber in welchen Bereichen können Cloud-Rechenzentren punkten, was die Nachhaltigkeit angeht? Sie bieten mehrere Vorteile.

Einsatz erneuerbarer Energien:

Hyperscaler und kleinere Cloud-Provider setzen zunehmend auf erneuerbare Energien. Google gleicht bereits seit 2017 seinen gesamten jährlichen Strombedarf durch den Einkauf  von Windkraft und Sonnenenergie aus – auch für Cloud-Dienste. Der Konzern ist nach eigener Aussage einer der größten Abnehmer für erneuerbare Energien weltweit.

Höhere Energieeffizienz:

Unternehmen nutzen ihre Hardware so lange, wie diese den Anforderungen genügt. Energieeffizienz steht dabei nicht unbedingt im Fokus. Die großen Cloud-Provider haben ein Interesse, effiziente und leistungsstarke Server, Prozessoren und Rechner bereitzustellen. Das macht sie attraktiver für Kunden, aber der geringere Energieverbrauch spart auch Geld.

Nach Angaben von Google ist ein Rechenzentrum des Hyperscalers im Durchschnitt doppelt so energieeffizient wie das eines Standard-Unternehmens. Zugleich kann es fünfmal mehr Rechenleistung liefern als vor fünf Jahren – aber mit der gleichen Strommenge.

Effizientere Kühlung: 

Rechenzentren benötigen für die Hardware ständig Kühlung – und die verbraucht viel Energie. Viele Cloud-Provider versuchen, ihre Kühlsysteme zu optimieren, um Strom zu sparen. Bei Google überwacht künstliche Intelligenz mit maschinellem Lernen die Kühlung der Server. Ändert sich die Temperatur, wird die Energiemenge automatisch angepasst. 

Nutzung der Abwärme:

Die Abluft, die Server in Rechenzentren produzieren, muss nicht ungenutzt verpuffen. Einige Cloud-Anbieter nutzen die warme Luft zum Beispiel zur Energierückgewinnung oder für Fernwärme. In Frankfurt am Main soll künftig das Wohnquartier Westville mit Abwärme aus dem benachbarten Rechenzentrum des Anbieters Telehouse Deutschland beheizt werden. Das geplante Energieeffizienz-Gesetz der Bundesregierung schreibt zudem Rechenzentren ab 2025 vor, 30 Prozent ihrer Abwärme wiederzuverwerten, wenn sie neu in Betrieb gehen.

Cloud-Architekturen für optimale Entscheidungen auf Daten-Basis

Um nachhaltiger agieren zu können, ist die Cloud für Unternehmen aber noch in anderer Hinsicht wichtig. Denn wenn sie optimale Entscheidungen treffen wollen, benötigen sie möglichst viele Daten aus verschiedenen Quellen – etwa aus Vertrieb, Fertigung oder von Kunden.

Alle Informationen, Dienste und Applikationen müssen auf einer zentralen Plattform gesammelt, zusammengeführt und ausgewertet werden. Optimal sind aus Sicht einer Studie des Beratungsunternehmens IDC dafür Cloud-Architekturen – weil sie die notwendige Agilität bieten und sich flexibel skalieren lassen. Weiteres Plus: Die meisten Cloud-Provider stellen Unternehmen Dienste für Automatisierung, Künstliche Intelligenz und Machine Learning zur Verfügung. Mit deren Hilfe werden unter anderem exakte Datenanalysen und Vorhersagen sowie angepasste Abläufe möglich – um damit den eigenen Energie- und Ressourcenverbrauch zu senken.

Vorsicht, Falle: Die Cloud-Migration allein hilft nicht

Die Migration in die Cloud sollten Unternehmen immer nutzen, um ihre IT-Infrastruktur kritisch zu prüfen. Denn die reine Migration allein verringert den CO₂-Fußabdruck noch nicht. Das ist nur möglich, wenn parallel die Hardware vor Ort so weit reduziert wird, wie es geht – dann sinkt der Energieverbrauch tatsächlich. Die Ressourcen, die lokal bestehen bleiben, müssen obendrein ebenfalls nachhaltig betrieben werden – beispielsweise mit Ökostrom.

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