Ein Viertel weniger Stromverbrauch in 48 Stunden

Wer seinen Computer einige Jahre länger nutzt, pustet weniger CO2 in die Atmosphäre. Das britische Forschungs- und Beratungsunternehmen Px3 hat nachgerechnet – und kommt zu erstaunlichen Einsparungen. Wer das Klima schützen möchte, sollte auf ChromeOS umsteigen – wie eine skandinavische Hotelkette.

Das Auto? Der Spontanurlaub auf Mallorca? Was wir auch tun: Wir emittieren CO2. Wer Emissionen reduzieren möchte, fängt am besten beim eigenen Lebensstil an. Aber wo? Eine Studie von Px3 [verlinken auf Inhalt 1.02] richtet den Blick auf etwas, das wir täglich stundenlang benutzen, das wir aber kaum mit dem Klimawandel in Verbindung bringen: PC und Notebook.

Die Emissionen der Computer von Endnutzern verursachen ein Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen. Das entspricht den jährlichen Emissionen des Luftverkehrs vor der Pandemie und würde einen Wald von der Größe Argentiniens erfordern, um die daraus resultierende Schadstoffbelastung aus der Atmosphäre zu entfernen. Wenn man selbst täglich nur eine Stunde am Laptop arbeitet, müsste man dafür schon jedes Jahr einen Baum pflanzen. Bei acht Stunden am Tag und Millionen von Bürobeschäftigten allein in Deutschland kommen hier riesige Wälder zusammen.

Emissionen gibt es aber nicht nur, wenn man einen PC benutzt. Der Löwenanteil der Emissionen entsteht in der Lieferkette der 460 Millionen neuen IT-Geräte, die jedes Jahr auf Schreibtischen landen – durch Energieverbrauch in der Produktion und bei der Gewinnung der Rohstoffe oder später bei der Entsorgung. Solche Scope-3-Emissionen werden oft unterschlagen. Mit nachhaltigen IT-Strategien ist es möglich, diese Emissionen drastisch zu senken, sagt Px3.

Konkret haben die Autoren untersucht, wie sich der Einsatz von ChromeOS und ChromeOS Flex auswirkt. Ersetzt man auf einem Notebook oder Desktop das alte Windows durch ChromeOS Flex, sinken der Stromverbrauch und die Emissionen um durchschnittlich 19 Prozent. Chromebooks, also Notebooks, die ab Werk mit ChromeOS arbeiten, sind sogar 46 Prozent energieeffizienter.

Ein großer Hebel ist auch die längere Nutzung der Geräte. Betreibt man ein Gerät acht Jahre statt üblicherweise fünf Jahre, reduziert das die Scope-3-Emissionen um fast 40 Prozent. Bei Windows-PCs ist das aber oft nicht möglich, weil die Hardware-Anforderungen beim Upgrade auf eine neue Windows-Version steigen und man gezwungen ist, regelmäßig neue Geräte anzuschaffen, wenn man schnelles Arbeiten und optimalen Schutz gegen Hackerangriffe haben möchte. Ersetzt man Windows durch ChromeOS Flex, ist das wie ein Jungbrunnen für die Hardware. Der Neukauf kann einige Jahre hinausgeschoben werden, entsprechend sinken die Emissionen.

Soweit die Theorie. Aber halten diese Kalkulationen der harten Realität in Betrieben stand? Auch da gibt es Positives zu berichten, etwa von der Nordic Choice Hotels Group. Die Kette betreibt über 200 Hotels in fünf Ländern Nordeuropas. 2021 evaluierte das Unternehmen den Umstieg auf ChromeOS Flex. Eine Ransomware-Attacke, die alle Computer verschlüsselte, brachte die Entscheidung: Innerhalb von 24 Stunden war die IT im ersten Hotel auf ChromeOS Flex umgestellt. Innerhalb von 48 Stunden waren alle 2000 ehemaligen Windows-Computer mit dem neuen Betriebssystem wieder einsatzfähig.

„Wir hatten eigentlich geplant, einen Großteil unseres Gerätebestands auszuwechseln“, sagt Kari Anna Fiskvik, VP Technology bei Nordic Choice Hotels. „Als dann plötzlich der Cyber-Angriff kam, entschieden wir uns innerhalb von Sekunden für den sofortigen, kompletten Umstieg auf ChromeOS Flex. Dadurch konnten wir Kosten sparen, Treibhausgas-Emissionen vermeiden und die Sicherheit des Unternehmens verbessern.“ Und wieder schnell einsatzfähig sein.

Die IT- und Nachhaltigkeits-Forscher von Px3 wollten es genauer wissen. Durch die Installation von ChromeOS Flex auf den alten Geräten sowie die Anschaffung von Chromebooks spare die Hotelkette jährlich 36.000 kWh, so die Berechnung. Das bedeute 26 Prozent weniger Stromverbrauch und Scope-2-Emissionen. Durch die Verlängerung der Nutzungsdauer von über 90 Prozent der bestehenden Geräte wurden Scope-3-Emissionen in der Lieferkette verhindert, die 1500 Tonnen CO₂-Äquivalent entsprechen (Mehr zu den Emmissionstypen lesen Sie hier.

Dass nicht mehr Unternehmen diese Vorteile nutzen, liegt am Vorurteil, die Umstellung sei mit hohen Kosten verbunden. Das können die Autoren der Studie nicht bestätigen – im Gegenteil: Bereits jetzt habe Nordic Choice Hotels sechs Millionen Euro Kosten eingespart. Was die Finanzabteilung freut, nutzt der Umwelt: Die eingesparten Emissionen entsprechen 8,7 Millionen Autokilometern und 730 Hektar Wald, der diese Emissionen nicht aus der Luft filtern muss.

Die komplette Studie finden Sie hier.

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