Die Weltwirtschaft befindet sich in einer schwierigen Phase. Handelskonflikte und geopolitische Spannungen belasten die Märkte. Nach den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump Anfang April 2025 kam es zum größten Börsencrash seit der Corona-Pandemie.
Für Unternehmen haben diese Entwicklungen erhebliche Auswirkungen auf ihre Geschäftstätigkeit. Produktionskosten sind nicht mehr langfristig kalkulierbar, da die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte stark schwanken. Embargos und die Verlagerung von Warenströmen können zu Lieferengpässen führen. Auf der Kundenseite verteuern Zölle die Produkte, im schlimmsten Fall brechen ganze Absatzmärkte weg.
Fünf Faktoren einer resilienten IT-Strategie
Unternehmen benötigen eine flexible und kosteneffiziente IT-Infrastruktur, um Prozesse schnell an veränderte Marktbedingungen anpassen zu können. Eine leistungsfähige IT ist aber auch Voraussetzung dafür, neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln und die Chancen nutzen zu können, die sich beispielsweise aus den enormen Fortschritten im Bereich der künstlichen Intelligenz ergeben.
Um ihre IT-Infrastruktur an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen und zukunftsfähig zu machen, sollten IT-Verantwortliche folgende fünf Maßnahmen ergreifen:
1. Gezielt modernisieren.
Die einst üblichen Fünfjahrespläne in der IT-Beschaffung sind längst nicht mehr zeitgemäß. Heute müssen Unternehmen ihre IT-Infrastruktur kontinuierlich optimieren, statt starren Aktualisierungszyklen zu folgen. Wichtige Informationen darüber, wo Handlungsbedarf besteht, liefern die Systeme selbst. Moderne Prozessoren wie die Intel Xeon Modelle sammeln kontinuierlich Informationen über Taktfrequenz, Cache-Nutzung, Speicherbreite und andere Leistungsindikatoren, die sich mit Telemetrie-Monitoring-Systemen wie der Open-Source-Lösung Prometheus auswerten lassen. Anhand dieser Daten können IT-Verantwortliche Engpässe erkennen, nicht-ausgelastete Systeme identifizieren und Probleme beheben, bevor es zu Ausfällen kommt (mehr zum Thema Telemetrie in diesem Artikel).
Lässt sich der erforderliche Modernisierungsbedarf nicht durch Kauf oder Austausch einzelner Server decken, bieten modulare Rechenzentrumslösungen (Modular Data Center, MDC) eine gute Alternative. Das Angebot umfasst einzelne Racks mit integrierter Stromversorgung und Kühlung, Container-Modelle mit bis zu 100 Racks sowie maßgeschneiderte Lösungen, die sich an die individuellen Bedürfnisse vor Ort anpassen lassen.
Bei der Modernisierung des Rechenzentrums sollte auch das Kühlsystem evaluiert werden. Methoden der Flüssigkeitskühlung wie Direct-to-Chip-Kühlung und Immersion Cooling bieten eine effizientere Wärmeableitung als die herkömmliche Luftkühlung, was zu einer verbesserten Energieeffizienz, einer höheren Leistungsdichte und einer längeren Lebensdauer der Hardware führen kann. Nach Berechnungen des Herstellers Intel sparen flüssigkeitsgekühlte Systeme bis zu 30 Prozent Strom, reduzieren die Betriebskosten für die Kühlung um bis zu 95 Prozent und erhöhen die Leistungsdichte pro Fläche um den Faktor zehn. Insgesamt können die Gesamtkosten (Total Cost of Ownership, TCO) durch die Optimierung der Infrastruktur demnach um bis zu 77 Prozent gesenkt werden.
2. Cloud-Nutzung optimieren.
Laut dem Cloud Report 2024 des Branchenverbands Bitkom nutzen 81 Prozent der deutschen Unternehmen Cloud-Dienste, 26 Prozent verfolgen dabei eine „Cloud first“-, 14 Prozent sogar eine „Cloud only“-Strategie.
In Zeiten wirtschaftlicher Instabilität kann jedoch die Abhängigkeit von nur einem einzigen Cloud-Anbieter zu einem Risiko werden. Die Mehrheit der deutschen Unternehmen nutzt zumindest teilweise Cloud-Angebote der großen
Es ist deshalb für eine resiliente IT entscheidend, diese Abhängigkeiten durch eine Multi-Cloud-Strategie zu reduzieren. Darüber hinaus sollten Unternehmen ihre Cloud-Ausgaben genau überwachen, ungenutzte Ressourcen identifizieren und ihre Cloud-Kapazitäten an den tatsächlichen Bedarf anpassen. Laut dem Analystenhaus Gartner geben Unternehmen ohne Cloud-Optimierungsstrategie bis zu 70 Prozent zu viel für Cloud-Dienste aus, ohne den erwarteten Nutzen zu erzielen.
Ein zentrales Cloud-Beschaffungs- und Betriebsmanagement, meist als Cloud Financial Operations (FinOps) bezeichnet, ist daher unerlässlich, um die Kosten in den Griff zu bekommen und die Cloud-Nutzung zu optimieren. Das FinOps-Konzept sieht eine enge Zusammenarbeit zwischen Finanz-, IT- und Entwicklungsabteilungen vor, um so die Transparenz der Cloud-Ausgaben zu verbessern und das Verständnis für die Anforderungen der Cloud-Nutzer zu fördern. Das FinOps-Team entwickelt Maßnahmen, mit denen sich das Preis-Leistungs-Verhältnis in der Cloud deutlich verbessern lässt. Dazu gehören beispielsweise die Verlagerung kostenintensiver Workloads in andere Cloud-Umgebungen oder auf lokale IT-Systeme und die langfristige Buchung von Cloud-Instanzen (Reserved Instances), die im Vergleich zu den On-Demand-Tarifen wesentlich günstiger sind.
3. Cybersicherheit stärken.
Unsichere Zeiten rufen immer auch Kriminelle auf den Plan, die von den wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Unternehmen profitieren wollen. Hinzu kommen vermehrt Angriffe durch staatliche Akteure. Der Bitkom-Studie „Wirtschaftsschutz 2024“ zufolge waren im vergangenen Jahr mehr als 80 Prozent der deutschen Unternehmen von Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage betroffen. Zwei Drittel fühlen sich durch Cyberangriffe in ihrer Existenz bedroht.
Eine starke Cyberabwehr ist daher für die Resilienz der IT-Systeme von großer Bedeutung. Dies beginnt bereits bei der Herstellung und dem Vertrieb von Infrastrukturkomponenten. Initiativen wie die Transparente Lieferkette von Intel stellen über digital signierte Konformitätserklärungen, und Plattformzertifikate sicher, dass Komponenten und Systeme nicht verändert wurden und dem Auslieferungszustand entsprechen. Um Manipulationen zu erkennen, vergleicht das TSC-Dienstprogramm (Transparent Supply Chain) beim ersten Start den Zustand einer Plattform mit einem Snapshot, der während der Fertigung aufgenommen wurde. Alle Komponenten können außerdem über den Direct Platform Data File zurückverfolgt werden. Über die Intel Tiber Trust-Services lässt sich die Integritätsüberwachung auf den gesamten Lebenszyklus von IT-Systemen erweitern.
Intel Xeon Prozessoren bieten darüber hinaus mit den Security Engines eine Reihe integrierter Sicherheitsfunktionen. Intel Crypto Acceleration und die QuickAssist Technology (QAT) verbessern und beschleunigen beispielsweise die Ver- und Entschlüsselung von Daten, die Intel Control-flow Enforcement Technology (CET) erkennt Manipulationen in der Ablaufsteuerung von Applikationen und verhindert, dass injizierter Schadcode ausgeführt werden kann, und die Platform Firmware Resilience (PFR) schützt Systeme vor Denial-of-Service-Attacken auf Plattformebene.
4. Daten schützen.
Der Diebstahl sensibler Daten zählt zu den größten Cyberrisiken. Die Kosten, die deutschen Unternehmen durch Erpressung mit gestohlenen Daten im Jahr 2024 entstanden, belief sich laut der Wirtschaftsschutz-Studie des Bitkom auf 13,4 Milliarden Euro. Viel schwerer wiegen jedoch die indirekten Verluste wie Kosten für Rechtsstreitigkeiten, Umsatzeinbußen durch Plagiate, datenschutzrechtliche Maßnahmen und Imageschäden, die ganz oder teilweise auf Datendiebstahl zurückzuführen sind. Sie beliefen sich laut Bitkom-Studie im vergangenen Jahr auf rund 166 Milliarden Euro.
Für eine resiliente IT ist es daher unerlässlich, Daten so gut es geht vor fremden Blicken zu schützen – und das nicht nur während der Speicherung und Übertragung, sondern auch bei der Verarbeitung. Möglich wird dies durch Confidential Computing, ein Konzept, das bereits an anderer Stelle ausführlich vorgestellt wurde. Das IT-System stellt dazu eine vertrauenswürdige Laufzeitumgebung (Trusted Execution Environment, TEE) zur Verfügung, in der nur speziell autorisierter Code Daten lesen und verarbeiten kann. Betriebssystem, Hypervisor, andere Applikationen oder Cloud-Provider haben keinen Zugriff. Über Befehlserweiterungen wie die Intel Software Guard Extensions (Intel SGX) der Intel Xeon Prozessoren lassen sich TEEs einfach erstellen und nutzen. Über die Intel Trust Domain Extensions (Intel TDX) können sogar ganze virtuelle Maschinen als sichere Zone konfiguriert werden. Dies ermöglicht es, Applikationen in einer Public-Cloud-Umgebung sicher und datenschutzkonform zu betreiben.
5. Künstliche Intelligenz richtig einsetzen.
Unternehmen können auf KI nicht verzichten, wenn sie resilient und wettbewerbsfähig bleiben wollen. KI-gestützte Analysesysteme helfen dabei, Nachfrageschwankungen oder Lieferkettenprobleme frühzeitig zu erkennen und besser vorherzusagen. Intelligente Lösungen für die vorausschauende Wartung (Predictive Maintenance) und die Qualitätskontrolle reduzieren Ausfallzeiten und Ausschussquoten. Generative KI ermöglicht es, die Kundenkommunikation zu optimieren, Inhalte für Marketing und Vertrieb zu erstellen oder das Wissen im Unternehmen besser zu erschließen.
Die Entwicklung und das Training großer KI-Modelle ist allerdings sehr aufwendig und daher meist Spezialisten vorbehalten. Unternehmen müssen aber nicht zwangsläufig eigene Modelle entwickeln, um von den Vorteilen künstlicher Intelligenz zu profitieren. Methoden wie Finetuning oder Retrieval Augmented Generation (RAG) ermöglichen es, bestehende Modelle an unternehmensspezifische Anforderungen anzupassen (mehr dazu in diesem Artikel). Intel Xeon Prozessoren sind durch Befehlssätze wie Intel Deep Learning Boost (Intel DL Boost), die Advance Matrix Extensions (AMX) oder die Advanced Vector Extensions 512 (AVX-512) für den Einsatz von KI-Anwendungen optimiert. Confidential Computing ermöglicht zudem das Training und die Anwendung von KI-Modellen in einer sicheren Umgebung (hier mehr zum Thema Confidential AI).
Fazit: Resilienz braucht kluge Investitionsentscheidungen
Eine moderne Infrastruktur ist der Schlüssel zu mehr Resilienz. Sie senkt die Betriebskosten, erhöht die Sicherheit gegenüber Cyberangriffen und ermöglicht es, schnell und flexibel auf neue Anforderungen und Trends zu reagieren. Eine maßvolle Modernisierung und Optimierung der lokalen Infrastruktur und der Cloud-Ressourcen sind deshalb auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten unerlässlich.